Freitag, März 29, 2024

"Keuchschnaufhechelzähnefletsch"elena01
Für den Saisonauftakt was zum Eingewöhnen, zum Warmlaufen nach über 6 Monaten Rennpause? Wohl kaum, dachte ich mir, als ich mich an der Startlinie in Schönaich zwischen Team Nürnberger und Team Bigla und Team Specialized und Team Stuttgart und Team Rothaus-Cube und wie sie nicht alle hießen wiederfand, wovon die drei erstgenannten Profi-Status haben und die anderen auch immerhin Bundesligateams sind. Ein 56 Frauen starkes Feld, plus 10 Juniorinnen, und somit das am stärksten besetze Feld in dem ich je gefahren bin. Einige Namen wie z.B. Larissa Kleinmann sind einem wohl auch eher aus der Zeitung bekannt. Wenigstens bibberten die anderen bei Temperaturen um die 4°C genauso wie ich.

Doch nicht nur das Feld sollte vom Feinsten sein, auch der Rennkurs hatte es in sich. Kaum ein Meter flach, und wenn es einmal flach war bließ der Wind nur so entgegen. Aber das beste zum Schluss, der Zielanstieg: 800m, 14% Steigung. Und da sollte ich 7 mal rauf. Na bravo, da hatte ich mir ja was Schönes ausgesucht. Aber zumindest auf die Fragen "Wie war die Vorbereitung? Wo stehe ich? Habe ich mich verbessert?" sollte dieser Kurs in der Lage sein, mir eine Antwort zu geben.

Sobald es losging war mir gar nicht mehr kalt. Die Teams hielten von Anfang an das Tempo hoch, sodass bereits an den ersten Hügeln so einige Frauen Schwierigkeiten hatte, Anschluss an das Feld zu halten. Ich fühlte mich jedoch (noch) gut, und konnte ohne weitere Probleme im Feld mitfahren. Dann ging es erstmals in den Zielanstieg. Eine 180°-Linkskurve, und schon steht die Wand da. Das Gemeine an dem Berg ist, dass in der Mitte ein kurzes flacheres Stück mit "nur" 8% kommt bevor er wieder auf 14-15% ansteigt. Das hatte ich beim ersten Mal noch etwas unterschätzt, sodass ich das Steilstück, an dessen Ende sich Trainer (Klaus), Mannschaftsfotograf (Klaus) und Fans (Judith, Tilman, und die bereits das Leiden hinter sich habenden Sven und Lukas) platziert hatten um das Leiden am besten begutachten zu können, mit einem zu dicken Gang angegangen bin, und ich wusste genau was ich vom Scheff zu hören kriegen würde: Nächstes mal kleinerer Gang!

Das war mir in dem Moment egal, ich war nur froh, dass ich heil über den Berg gekommen war und weiterhin im Feld dabei war.

Kaum hatte ich mich auf den Abfahrten wieder etwas erholt, kam "der Berg" schon wieder in Sicht. Diesmal fuhr ich etwas zu weit hinten in den Berg hinein, wurde eingebaut, und konnte aber unter großem Kraftaufwand den Anschluss zur Spitzengruppe wiederherstellen. An der Ziellinie waren wir eine Gruppe von ca. 20 Fahrerinnen, auf den nächsten Kilometern konnten jedoch viele am Berg abgehängte Fahrerinnen wieder aufschließen. Dass ich das Fahren in solch einem großen Feld nicht gewöhnt war, bekam ich zu spüren: War ich eben noch an 15. bis 20. Position, fand ich mich zu Beginn des 3. Zielanstiegs in hinterster Reihe wieder. Noch während ich mich deshalb über mich selbst ärgerte, und mich nach dem ersten Steilstück gut dabei befand, machte es beim zweiten Steilstück "boff" und ich sah die anderen wieder an mir vorbeiziehen, die ich vorhin noch locker überholt hatte. Das Hauptfeld war weg, denn vorne ging eine Attacke, und so wurde auch im Feld höheres Tempo gefahren.

Ich fand mich zunächst ziemlich allein auf weiter Flur nur mit einer anderen Fahrerin wieder, doch wie ich bei der nächsten Zieldurchfahrt erfahren sollte, sollte niemand geringeres als die Südwestdeutsche Straßen- und Einzelzeitfahrmeisterin. Dass sie Zeitfahren kann, sollte nicht zu meinem Nachteil sein: ich war ziemlich platt und konnte wenig Führungsarbeit leisten, während sie beneidenswert konstant und unbeirrbar in die Pedale trat. Aber wenigstens der Schlussanstieg fiel mir scheinbar leichter als ihr... So schlossen wir Mitte der vierten Runde zu einer Vierergruppe auf. Zu sechst kreiselten wir fleißig, und bei der Anfahrt zum Zielanstieg kam bereits das Hauptfeld wieder in Sicht, sollte aber außer Reichweite bleiben. Den Anstieg kam ich erstaunlich gut mit hoch, ich hatte mich wohl gut erholt von den ersten drei heftigen Malen. Doch was ich oben zu hören bekam war die größte Erlösung: nur noch eine statt zwei Runden, aufgrund der sinkenden Temperaturen (es waren nur noch 2-3°) wurde unser Rennen auf 6 Runden verkürzt.

Der Gedanke, dass es in 9km geschafft wäre, gab mir noch einmal Antrieb für die letzte Runde. Der Kreisel lief gut, und bald ging es wieder in die altbekannte Kurve. Ein letztes Mal. Eine bigla-Fahrerin der Juniorinnen-Klasse ging vorne weg, ich hinterher, am zweiten Steilstück (das mochte ich irgendwie gar nicht, das erste hingegen kam ich immer super hoch) Nicole Mader vom Team Stuttgart und Melanie Wotsch an mir vorbei, doch die letzten flacheren 100m bis zum Zielstrich biss ich noch einmal auf die Zähne, denn diese Namen motivierten zum Überholmanöver, und so gelang es mir als zweite in meiner Gruppe über die Ziellinie zu fahren.

Am Ende steht ein 31. Platz zu Buche, das mag vielleicht nicht überragend klingen, doch wenn ich mir ansehe, welche Namen vor mir in der Ergebnisliste stehen, kann ich doch sehr zufrieden sein. 12 ausländische Fahrerinnen unter den ersten 20, und ich bin die erste Fahrerin in der Liste, die nicht für ein Team fährt. Der Kurs ist wohl einer der selektivsten im süddeutschen Raum. Demnach, die Antwort lautet, die Vorbereitung hat gepasst, der Formaufbau stimmt, und ich denke vor einem Jahr hätte ich nicht mal die erste Runde im Feld überstanden.

Jetzt freue ich mich auf die nächsten Rennen! Endlich geht's wieder rund.