Donnerstag, März 28, 2024

collageThomas Schmittinger von forice 89 ist am 1. Juni zum größten Abenteuer in seinem Radsportleben aufgebrochen: 792 Kilometer quer durch Deutschland von Aachen nach Görlitz und das nicht etwa verteilt auf mehrere Etappen, sondern in einem Rutsch in einer Fahrzeit von 29:19 Std. In der Gesamtwertung des Ultramarathons "Race across Germany: Aachen - Görlitz" erreicht Thomas damit den fünften Platz, in seiner Kategorie schafft er es sogar als Dritter aufs Podium. Wir gratulieren zu dieser großartigen Leistung. Lest hier seinen beeindruckenden Bericht.

Mein größtes Abenteuer, von Thomas Schmittinger

Der Tag vor dem Rennen

Am 31.5. um 8.30 Uhr geht es mit dem Auto los Richtung Aachen. Wir, das sind mein Supportteam, bestehend aus meiner Frau Natascha und meinen Freunden Christian Staufer und Michael Wiedenmann, und ich. Um 15.30 Uhr sind wir dann endlich angekommen. Die Räder schnell raus und das Auto für das Rennen umbauen und vorbereiten. Dann noch eine kurze Radrunde um die Beine zu lockern. Zum Glück sind wir den Anfang der Radstrecke als Probe abgefahren. Alleine 10 min. habe ich am Anfang der Strecke gebraucht um mich von dort weg zu navigieren. Ab 18.30 Uhr dann die Wettkampfbesprechung und das Kennenlernen der anderen Teilnehmer. Jeder wird einzeln vorgestellt. Puh, die haben aber alle schon große Erfahrung in langen Radrennen und 24 Std. Rennen. Uns wird der Ablauf und die Regeln erklärt. Auch für das Supportteam sehr wichtig. Anschließend noch die obligatorischen Nudeln und einen kleinen Spaziergang durch Aachen, weil an schlafen ist gerade nicht zu denken.

Jetzt geht es los: Mein Race across Germany Aachen-Görlitz

Nach einer unruhigen Nacht klingelt der Wecker um 6.00 Uhr. Vorhang auf und dann sieht man, was man eigentlich nicht sehen will: Regen und Gewitter. Also besprechen wir beim Frühstück eine Planänderung zu den Fahrrädern. Nicht mit dem Zeitfahrrad wird gestartet, sondern mit dem Rennrad. Die Regenklamotten an und ab zum Startbogen.

Am Marktplatz werden wir vom Racedirektor Dieter Göpfert und dem Oberbürgermeister der Stadt Aachen empfangen. Um 8.00 Uhr werden wir in 2min. Abständen losgelassen. Als Startnummer 15 war ich um 8.28 Uhr dran. Die Nervosität steigt und nun geht es endlich für mich los. In mäßigem Regen fahre ich also die ersten Kilometer. Eigentlich stört der Regen gar nicht.

Mit ein paar Höhenmetern durchfahren wir die Ausläufer der Eifel und das erste große Ziel ist Bonn. In der Rushhour durchfahre ich mit zwei anderen die Stadt, was nicht wirklich leicht ist. Viel Verkehr, Regen und viele Ampeln machen es nicht leicht. Mein Supportteam schafft es nicht hinter mir zu bleiben und fährt gleich anders und wir treffen uns nach Bonn wieder. Die ersten 100km sind geschafft.

Es geht also weiter durch den Westerwald und das Siegerland. Große Orte oder Städte gibt es da nicht. Die Wolken hängen tief, sind dunkel und immer wieder kommen starke Regenschauer bis sogar einmal das GPS Signal ausfällt. Zum Glück hatte ich einen Kollegen in Sichtweite und konnte dort nachfahren. Dieser Streckenabschnitt ist für die Navigation das schwierigste der ganzen Strecke. Teilweise durch kleinste Straßen und Forststraßen, die das Auto nicht mitfahren kann und umfahren muss. Das stetige Auf- und Ab zehrt an der Kraft und Lust. Ich gehe es eher locker an und mache etwas langsamer.

Bei km 215 sind wir in Herborn. Es ist nun 17.30 Uhr, das Wetter wird besser und die Straße ist schon trocken. Ich ziehe mich um auf kurz/kurz und steige auf das Triathlonrad. Das Profil und Straße sollte auch dazu passen. Und so ist es dann auch. Es rollt hervorragend und über größere Bundesstraßen fahre ich zügig dem ersten Kontrollpunkt entgegen. Es macht Richtig Bock. Der Kontrollpunkt wird um 21.50 Uhr in Bad Hersfeld erreicht. Ganz schön was los hier. Einige sind ähnlich schnell wie ich. Hier gibt es nun ein wenig Pause. Essen, Umziehen und für die Nacht vorbereiten. 20 min. später rolle ich wieder auf dem Rennrad los. Ab jetzt wird es spannend. Mal schauen wie es durch die Nacht geht.

Fahrt durch die Nacht

Es rollt weiter gut. Die Temperaturen sind noch angenehm und ein heller Mond hilft auch. Außerdem fährt nun mein Supportauto dauerhaft hinter mir und das Licht ist sehr hell. Um Mitternacht durchfahren wir Eisenach mit der Wartburg.

Eine halbe Stunde später fahre ich über einen Splitter und der hintere Reifen verliert Luft. Also schnell das Rennrad gewechselt und weiter geht’s. Auch bekomme ich ein bisschen Probleme mit dem Magen. Ich kann nicht mehr die Menge trinken, die ich eigentlich sollte. Ich vermute es war das kalte Energygetränk. Saublöd. Es gibt also ab jetzt immer wieder warme Cola mit Salzstangen zur normalen Versorgung.

Ab jetzt zähle ich die Kilometer rükwärts

Die Nacht läuft ohne Probleme und Müdigkeit. Die Helligkeit kommt gegen 6.00 Uhr zurück und wir sind kurz vor Zeitz. Ab jetzt zähle ich schon die Kilometer zurück. Es sind noch ca. 250km. Wow über 2/3 der Strecke ist geschafft. Ich höre in meinen Körper hinein und denke mir. Wenn nichts Außergewöhnliches passiert werde ich in Görlitz mit dem Rad einfahren. ☺

Nächstes Ziel der zweite Kontrollpunkt in Wilsdruff kurz vor Dresden. Doch vorher muss ich mich von einem meiner Begleiter im Auto verabschieden. Er hat einen Termin am Abend in Bayern und fährt mit dem Zug nach Lenggries zurück. Danke Michi. Ab da an müssen Natascha und Christian zu zweit zu recht kommen.

Plötzlich wird es ein Rennen. Warum? Tja mein Ziel war ja ankommen in einer für mich vernünftigen Zeit. Es konnte ja keiner ahnen dass es so gut läuft. Vom Auto aus wird mir gesagt dass ich am Platz 4 liege, der 3 Platz ca. 11 km vor mir. Also so ca. 25min. vor mir. Passt, da bin ich doch zufrieden.

Am Kontrollpunkt komme ich um 11.15 Uhr an. Natascha und Christian waren schon dort und erzählen mir dass gegenüber der 3. Platz seit 30 min. sitzt. Es geht ihm wohl nicht gut. Es tut mir um Ihn echt leid. Ich ziehe mir frische Kleidung an und fahre weiter. Zum Glück geht mir echt gut. Der Magen ist wieder normal. OK das Sitzen ist jetzt schon nicht mehr so angenehm aber das war voraus zu sehen.

Das Podium winkt

Der Gedanke nun auf Platz 3 meiner Kategorie zu sein Motiviert unglaublich. Ich will wissen wie viel Vorsprung ich denn auf evtl. Verfolger habe, aber das ist gar nicht so leicht heraus zu bekommen. Also sind nach Dresden Natascha und Christan stehen geblieben und haben die Zeit klassisch gestoppt. Die Info war spannend. 6 min. Vorsprung auf die Startnummer 17. Also hat er 4 min. gut auf mich da er ja später gestartet ist und ich bin damit effektiv 2 min. voraus. Aber den Platz will ich nicht mehr hergeben. Ich lasse mich noch mal versorgen und teile mir die letzten 60km ein. Ich bin überrascht was die Beine noch hergeben können und ich fahre über die Oberlausitz Richtung Görlitz. Sonne und Rückenwind helfen dabei enorm. 15km vor Görlitz fahren Natascha und Christian ins Ziel und geben mir mit auf dem Weg DU SCHAFFST DAS!!! Ich fahre dort um 16:01 Uhr auf der Elisabethstraße in Görlitz ein. Wahnsinn. Ich bin fassungslos und gleichzeitig überglücklich es so geschafft zu haben.

Auf dem Display des Radcomputers steht
793,77 km, Reine Radfahrzeit 29:19 Std., Gesamtzeit 31:33 Std. bei 7.344HM

Das macht Gesamt den 5. Platz und den 3. Platz in der Kategorie supportet.

Danke, Danke, Danke

Um das zu schaffen Bedarf es aber viel Unterstützung. Ich will mich ganz herzlich bedanken: 

  • Bei meiner Frau Natascha und meinen Kindern. Sie mussten bei den vielen Trainingskilometern lange auf mich verzichten.
  • Bei Mama und Papa, die auch viel die Kinder betreut haben, um das zu ermöglichen. Nicht nur am Renn-Wochenende.
  • Bei dem besten Supportteam, das es für mich gibt: Danke Natascha Schmittinger, Christian Staufer und Michael Wiedenmann. Ihr wart so was von Spitze, dass ich mich nur auf das Radfahren konzentrieren konnte. Und ich glaube Ihr hattet auch ein bisschen Spaß.
  • Bei Alpha Bikes aus München für perfekt vorbereitete Räder. Sie schnurrten wie Kätzchen
  • Bei allen Trainingspartner und bei allen die mich unterstützt und mitgefiebert haben.
  • Auch möchte ich mich bei Dieter Göpfert und seinem Team von Race across / around Germany bedanken die in diese Veranstaltung sehr viel Herzblut hineinstecken.

Herzlichen Glückwunsch allen Finishern in Görlitz!